Midgard Tischlampe Typ 113
Meisterwerk moderner Lichtgestaltung - Limitierte Reedition
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Ikone der Moderne wird als limitierte Edition neu aufgelegt.
Als exklusive Limited Edition erscheint zum Jubiläum 100 Jahre „lenkbares Licht“ von Midgard die Leuchte „Midgard-Tischarm Nr. 113“ in einer besonderen Version. Sorgsam wurden sämtliche Teile nach dem Ursprungsentwurf erforscht und originalgetreu rekonstruiert. Die charakteristische Bogenform der Peitsche der auf 100 Exemplare limitierten Version des „Typ 113“ wird bei Thonet in Frankenberg, dem traditionsreichsten deutschen Hersteller von Stahlrohrmöbeln, gefertigt. Ihren metallischen Glanz erhalten wichtige konstruktive Teile durch Vernickelung. Auch hier folgt die Reedition der Herstellungsweise des Originalmodells. Für diese 100 Exemplare werden Original-E27-Fassungen mit Porzellan-Innenteil verwendet, es sind Neuteile aus altem Lagerbestand (NOS).
Entwicklung des „lenkbaren Lichts“ ab 1919
Im Lebenswerk des Ingenieurs Curt Fischer (1890–1956) spielt die Leuchte „Midgard Nr. 113“ eine herausgehobene Rolle. Fischers Entwürfe sind zunächst zur Beleuchtung einzelner Fabrikarbeitsplätze gedacht. Mit der „Midgard Nr. 113“ gelingt ihm ein moderne Universalprodukt, die für hohe Ansprüche der Verschmelzung von Wohn- und Arbeitswelt einen Beitrag liefert – heute so aktuell wie zu Beginn des 20. Jahrhunderts. Zugleich erinnert sie uns mit fein ausgearbeiteten Details an das Zeitalter mechanischer Industrieproduktion in vordigitaler Zeit.
Nach Ende des Ersten Weltkrieges übernimmt Fischer 1919 das Unternehmen. Bereits 1915 war der Gründer des Industrie-Werk Auma, Fischers Schwager Konrad Ronneberger, gefallen. Zu diesem Zeitpunkt arbeitet die Firma als Zulieferer hauptsächlich für die thüringische Porzellanindustrie. Elektrisches Licht ist bereits vor dem Krieg bekannt. Was bislang als ein Phänomen großer Städte galt, auf öffentlichen Plätzen und in vornehmen Wohnungen, setzt sich schnell allgemein durch. In der Fabrik wird elektrisches Licht zunächst mittels Pendelleuchten von der Decke im Raum verbreitet. Daher werfen Mitarbeiter einen Schatten auf das Werkstück, das sie gerade bearbeiten. Für den Ingenieur Curt Fischer ist die unbefriedigende Beleuchtung der Produktionsstätten, die er vorfindet, Ausgangspunkt für seine lebenslange Suche nach gutem Licht, das für ihn stets individuell lenkbar ist. Was uns heute, nachdem es ungezählte Arbeits- und Schreibtischleuchten in allen erdenklichen Formen gibt, selbstverständlich erscheint, war für Curt Fischer das Feld seiner Pionierarbeit.
Bereits 1919 reicht er zunächst ein Geschmacksmuster ein und bald darauf ein Patent für eine zunächst wandbefestigte Scherenkonstruktion zur Lichtlenkung. Recherchen in der Umgebung und bei befreundeten Unternehmen ermutigen ihn. Für die von ihm geplante Art der Beleuchtung gibt es Interesse und einen Markt. Heute geläufige Produkttypologien gehen auf Erfindungen des ersten Jahrzehnts nach dem Ersten Weltkrieg zurück. Die Entwürfe von Curt Fischer stehen dabei am Beginn.
Curt Fischer, Ingenieur, Erfinder, Unternehmer
Fischer entwickelt in kurzer Folge Leuchten für alle erdenklichen Einsatzzwecke. Dabei geht er von Grundtypen aus, die er je nach Auftraggeber und Einsatzzweck modifiziert. Er nutzt Möglichkeiten seines Werkes sowie der Zulieferbetriebe in der Umgebung. So hat eine frühe Version der Midgard „Typ 113“ (erhalten im Midgard-Archiv) beispielsweise ein 1907 patentiertes Edison-Gewinde mit Schirmhalterung des Herstellers Thiel aus Ruhla. Doch bald schon geht Fischer dazu über, sämtliche relevanten Bestandteile seiner Leuchten zu optimieren und – falls sinnvoll – entsprechende Schutzrechte, Geschmacksmuster oder Patente zu erarbeiten.
Eine besondere Rolle spielen dabei mit geringem Kraftaufwand und nur einer Handbewegung einstellbare Gelenke, mit denen sich seine Leuchten um verschiedene Achsen ideal ausrichten lassen.
Aus Auma in Thüringen stammend, ist Fischer zunächst am Bodensee bei Graf Zeppelin tätig. Zu Beginn des Ersten Weltkriegs ist er Funkingenieur. Versuche, den Zeppelin als Waffe im Luftkrieg zu etablieren, scheitern dramatisch, was Fischer hautnah miterlebt. Seine Beziehungen zum bekanntesten deutschen Luftschiff-Hersteller leben später wieder auf. Mit seinen Leuchten wird er die Funkräume der Zeppeline LZ 127 „Graf Zeppelin“ (1928) und LZ 129 „Hindenburg“ (1936) ausstatten. Neben Produkten, die für Fabrik und Werkhalle konzipiert sind, entwirft Fischer zunehmend auch Modelle, die hauptsächlich oder optional auch im privaten Kontext genutzt werden.
Charakteristische Form, innovative Konstruktion
Wer bei welcher Gelegenheit Curt Fischer mit dem Bauhaus-Gründer Walter Gropius in Kontakt bringt, ist heute unklar. Jedenfalls begeistern sich Studierende wie Werk- und Formmeister am Bauhaus Dessau für Ästhetik wie Einsatz-Möglichkeiten der Midgard-Leuchten. Diese werden 1926 zur Ausstattung der ikonischen Neubauten in Dessau angeschafft, für Ateliers, einige Werkstätten und die Wohnungen, sowohl in den Meisterhäusern, als auch im sogenannten Preller-Haus der Studierenden. Die Midgard Nr. 113 entstand nicht am Bauhaus, doch für alle, die sie dort täglich nutzen, ist sie Ansporn Neues zu schaffen. Sie vereint technische Eleganz, funktionalen Nutzen und Materialeigenschaften, wie sie etwa Marcel Breuer für seine Stahlrohrmöbel schätzt.
Eine Korrespondenz mit mehreren Briefen zwischen Curt Fischer und Walter Gropius ist überliefert. Sie befindet sich heute im Midgard-Archiv. In einem Film von 1927 über die technischen und gestalterischen Besonderheiten des Gropius-Meisterhauses spielt die Midgard Nr. 113, inmitten von Bauhaus-Produkten eine tragende Rolle.
Kreative aus Film, Theater, Architektur und Kunst nutzen die Midgard-Leuchte, die bald auch auf den wichtigsten Architektur-Ausstellungen zu sehen sind: Von der Weißenhof-Siedlung und der begleitenden Ausstellung „Die Wohnung“ in Stuttgart 1927 über die Breslauer „Wohnung und Werkraum“ 1929, die Pariser Präsentation des Deutschen Werkbunds 1930 oder die „Deutsche Bauausstellung“ in Berlin 1931. Auch als Walter Gropius, Hannes Meyer und Lyonel Feininger zunächst das Bauhaus und bald auch Deutschland verlassen, nehmen sie ihre „Midgard Nr. 113“ mit. Meyer transferiert sie nach Russland. Gropius nach Lincoln, Massachusetts und Feininger nach New York. Laszlo Moholy-Nagy beleuchtet mit ihr gar seinen Direktoren-Schreibtisch im New Bauhaus in Chicago. Und selbst Jahrzehnte später noch begeistert sich ein zeitgenössischer Künstler wie Donald Judd für Midgard-Leuchten. Judd installierte eine Midgard Nr. 114 im Architecture Studio in Marfa, Texas.
Die Marke Midgard
Wann genau die Leuchte Midgard-„Tischarm Nr. 113“ erstmals erhältlich war, lässt sich heute nicht mit Gewissheit feststellen. Eine aktuelle Veröffentlichung datiert den ersten Entwurf auf das Jahr 1922. Vermutlich kam sie nach Ende der Hyperinflation von 1923 auf den Markt, zu dieser Zeit erhielt sie ihren charakteristischen Peitschenschwung, der auch die Reedition kennzeichnet.
Fischer hatte 1956, am Ende seines Lebens, rund 160 Schutzrechte inne. Aus dem Freiballonführer, Luftschiff-Führeraspirant und Funkingenieur war ein lichttechnischer Fachmann geworden, als „Mensch mit einer unbeirrbar klaren Haltung“ war er „in allen Kreisen des Faches hoch angesehen“, wie es in einem Nachruf heißt. Das Warenzeichen „Midgard“ hatte er 1920 angemeldet. Der Name geht auf die Midgard-Schlange aus der isländischen Edda-Saga zurück. 1965 übernahm Curt Fischers Sohn Wolfgang Fischer die Leitung des Unternehmens, das in der DDR 1972 enteignet und Teil eines Kombinates wurde, das für Ikea fertigte. Als nach der Wende Unternehmen und Markenrechte an Wolfang Fischer zurück übertragen wurden, hatte sich der Leuchtenmarkt – von dessen Entwicklung Midgard als Staatsbetrieb in der DDR jahrzehntelang ausgesperrt blieb – stark verändert. Die eigenen Stärken zu pflegen, war schwierig angesichts zahlreicher Ratgeber und unklarer Perspektiven. Wolfgang Fischers Stieftochter Anja Specht sicherte Werkzeuge und Archivalien, entwickelte erstmals eine neue Marken- und Produktstrategie. 2015 verkaufte sie das Unternehmen an die Unternehmer David Einsiedler und Joke Rasch, die Midgard-Leuchten nun mit den traditionellen Werkzeugen in Hamburg fertigen. 2019 ist nicht nur das Jahr, in dem die Bauhaus-Gründung vor 100 Jahren gefeiert wird. Kurz zuvor im gleichen Jahr schuf in Auma in Thüringen Curt Fischer seine ersten patentierten Leuchten, die später im Entwurf der Midgard Nr. 113 mündeten.
Aus der Beschreibung der „Deutschen Warenkunde“, Berlin 1939
„’Midgard’-Tischarm, geeignet als Arbeits- und Leseleuchte. Einstellbares Beleuchtungsgerät (Lenkleuchte) mit 4 nachregulierbaren Gelenken und im Reflektorhalter drehbarem Reflektor, ausgestattet mit einer sehr zweckmäßigen Schraubklemme zur ortsveränderlichen Befestigung der Leuchte am Arbeitstisch. (Die Spannweite der Klemmvorrichtung beträgt 12–50 mm.) Eine Filzeinlage auf der Haftfläche des Fußes verhindert eine Beschädigung der Tischfläche.
Die Werkstoffe für Gelenkträger und Lichtreflektor sind Eisen oder Messing bzw. Aluminium oder Kunststoff.“
Produkt-Daten:
Timeline
1912 Gründung Industrie-Werk Auma durch Konrad Ronneberger
1915 Ronneberger fällt im Ersten Weltkrieg
1919 im März übernimmt Curt Fischer das Industrie-Werk Auma (JWA), das nun den Namenszusatz Ronneberger & Fischer erhält
1919 im Oktober meldet Fischer das Geschmacksmuster und das Patent für seinen „Verstellbaren Universalwandarm“ an.
1922 Fischer lässt die Marke „Midgard“ eintragen. Im selben Jahr entwickelt er nach zahlreichen Scherenarm- und Wandleuchten die Tischarm-Leuchte Nr. 113 mit gebogener Peitsche, ihre heute bekannte Form erhält sie um 1924.
1926 Der Neubau des Bauhaus Dessau, entworfen von Walter Gropius wird mit Midgard-Leuchten ausgestattet.
1928 unter Bauhaus-Direktor Hannes Meyer (Arch. Hans Volger und Hans Wittwer) entsteht in Meyen in der Eifel das Haus des Arztes Dr. Nolden, das in Praxis und Wohnbereich vollständig mit Midgard-Leuchten ausgestattet ist.
1956 im Oktober stirbt Curt Fischer, sein Sohn Wolfgang Fischer übernimmt die Unternehmensleitung.
1972 Industriewerk Auma wird vollständig enteignet und in „Volkseigentum“ überführt, Wolfgang Fischer bleibt Betriebsleiter.
Wolfgang Fischer sicher Marken- und Patentrechte auf eigne Rechnung.
1979 Marianne Brandt, Bauhäuslerin in der Metallwerkstatt und verantwortlich für die Bauhaus-Kooperation mit Körting & Mathiesen („Kandem“) sagt im Interview mit der DDR-Zeitschrift „form+zweck“: „Beneidet haben wir später die Erfinder des Armes der Midgardleuchte – unsere Lampe war ja auch verstellbar, aber eben nicht so elegant.“
1990 wird die Firma Midgard Licht an Wolfgang Fischer zurückübertragen
2002–2008 Wolfgang Fischers Stieftochter Anja Specht sorgt dafür, dass in Fachpublikationen erstmals wieder an die Marke Midgard und ihre Leuchten erinnert wird. Sie sichert wertvolle Dokumente wie Curt Fischers Originalzeichnungen und den Gropius-Briefwechsel und beschreitet erste Schritte einer neuen Marken- und Produktstrategie.
2015 erwerben David Einsiedler und Joke Rasch das Unternehmen.
2017 im Januar startet die Produktion in Hamburg mit der Neuauflage der Maschinenleuchte von Curt Fischer.
2019 im Januar zeigt das Museum Angewandte Kunst in Köln (MAKK) die Ausstellung „Hundert Jahre Lenkbares Licht“.
2019 im Mai zeigt das Goethe Institut New York „One Hundred Years of Positionable Light“.
2019 im September wird die limitierte Reedition der Midgard Nr. 113 im Midgard-Showroom in Hamburg vorgestellt.
Ausgewählte Literatur:
Justus A. Binroth: „Spezialbeleuchtungsgeräte Midgard System Fischer“ – Ingenieursleuchten der Moderne, in: Robin Rehm, Christoph Wagner (Hrsg.): Designpatente der Moderne 1840–1970, Gebr. Mann, Berlin 2019, S. 88–97
Kunst-Dienst Berlin (Hrsg.): Deutsche Warenkunde, Berlin 1939, S. 1189
Midgard-Tischarm Nr. 113
Edelmann, Thomas (Ed.): Hundert Jahre Lenkbares Licht, Ursprung und Aktualität beweglicher Beleuchtung, Berlin, Köln 2019
Wiltrud und Joachim Petsch (Hrsg.): Haus Dr. Nolden, Ein Bauhaus-Bau in der Eifel, 1928, Gerstenberg, Hildesheim, 1982
Robin Rehm: „Der funktionsorientierte Entwicklungsprozeß der Midgard-Lampen von Curt Fischer: Die vier Patente“, in: ders.: Das Bauhausgebäude in Dessau. Die ästhetischen Kategorien Zweck, Form, Inhalt, Gebr. Mann, Berlin 2005, S. 62–64
Anja Specht und Klaus Struve: „Das Industriewerk Auma in Thüringen – Entwurf und Produktion des Systems von Midgard-Lenklampen durch Curt Fischer“, in: Restaurator im Handwerk, 2/2015, S. 24/25
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